• *platsch*

    Die noch schwachen Strahlen der Morgensonne, die sich im Wasser der vielzähligen Pfützen auf dem Hof brachen, hatten es noch nicht vermocht, das Wasser, das nun in Adhemars Stiefel kroch, nennenswert aufzuwärmen. Glücklicherweise befand sich darin bereits vorgewärmtes Wasser vom letzten Mal, als der geplagte Gutsbesitzer in ebjenjene Lache gestiegen war, die sich vor der Tür des Haupthauses erstreckte, sodass das Gemisch eine durchaus aushaltbare Temperatur bewahrte.

    Adhemar trat einen Schritt auf die Türschwelle zurück, lehnte sich lässig in den Rahmen und besah sich erneut, was Aqua (und Neomé) ihm beschert hatten.

    Der Grund für das stehende Gewässer im von drei Seiten von Gebäuden eingeschlossenen Innenhof war nach wie vor leicht auszumachen, auch wenn sie sich in den letzten Tagen redliche Mühe gegeben hatten, ihn zu beseitigen:

    Die vierte Seite, die ursprünglich zu dem mühsam künstlich erhöhten Weinberg hin offen gewesen war, hatte sich infolge der starken Regenfälle mit einem mehr oder minder massiven Wall gefüllt, der durchsetzt war mit den jämmerlichen Resten der Rebensetzlinge, die ihm und den zwei Familien, die mit ihm das Land bewirtschafteten, in den nächsten Jahren Wohlstand und Alkohol hätten bringen sollen. Der gesamte Hang, aufgeweicht von mehr Wasser, als man in dieser Gegend in zehn Jahren hätte erwarten sollen, hatte sich gelöst und hatte die Reben, unzählige Gerüste, sowie die mühevoll errichteten Windwasserpumpen unter sich begraben, deren verbogene Skelette sich wie zum Hohn aus dem Schlamm erhoben, um zu sagen: "Hier hast du dein Wasser!"

    All diese Dinge waren jedoch mit Zeit und Fleiß zu korrigieren. Ungleich schwerer wog ein anderer Verlust. Adhemars Blick wanderte unwillkürlich in die Richtung der beiden Gräber, die ein Stück abseits der Nebengebäude sich frisch erhoben und auf denen noch keine Pflanze Zeit gehabt hatte, Fuß zu fassen.

    Adhemars Magen verkrampfte sich, als seine Augen sich auf das kleinere der beiden richteten, in dem die kleine Llewellyn ruhte. Die Tochter seines Verwalters Laskar war sieben Jahre alt gewesen und ein zartes, wohlerzogenes Geschöpf, das Ebenbild ihrer Mutter und stets darauf bedacht, niemandem zur Last zu fallen. Daher war es auch zunächst niemandem aufgefallen, dass das ruhige Kind, als die Bewohner des Anwesens sich auf die Flucht vor den rutschenden Erdmassen begaben, noch einmal zurückeilte, um seinen liebsten Besitz zu holen, eine flachsblonde Puppe, die ihr der Vater eigens angefertigt hatte, als sie sich im vorletzten Jahr, direkt nach der Ankunft in Takbal, von einem schlimmen Fieber erholt hatte, von dem alle geglaubt hatten, es würde sie das Leben kosten.

    Es war ihr Bruder Larik gewesen, Laskars Erstgeborener und sein ganzer Stolz, der das Fehlen der Schwester bemerkt hatte und ihr folgte, die Rufe der Familie hinter sich zurücklassend, um sie in Sicherheit zu bringen.

    Nun lag er neben ihr in der kalten Erde, begraben mit ihm seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft in diesem fremden Land.

    Den Anblick des Jungen, der seine Schwester eng umschlungen hielt, als sie sie aus den Schlammmassen befreiten, die sie mit sich genommen hatten, würde Adhemar nie vergessen. Die kleine Hand, die die Puppe umfasste, die nun für immer neben dem Mädchen lag, es hatte ihm das Herz gebrochen.

    Die Wunden die hier geschlagen worden waren, an Menschen und Material, würden lange brauchen, um zu heilen, wenn sie es denn jemals taten. Mit grimmigem Blick trat Adhemar über die Türschwelle, um das seinige zu tun, dass dies möglichst schnell geschah.

    *platsch*

    Vita canicula est!

    Edited 8 times, last by Adhemar (December 9, 2018 at 5:07 PM).

  • *platsch*

    Die noch schwachen Strahlen der Morgensonne, die sich im Wasser der vielzähligen Pfützen auf dem Hof brachen, hatten es noch nicht vermocht, das Wasser, das nun in Adhemars Stiefel kroch, nennenswert aufzuwärmen. Glücklicherweise befand sich darin bereits vorgewärmtes Wasser vom letzten Mal, als der geplagte Gutsbesitzer in ebjenjene Lache gestiegen war, die sich vor der Tür des Haupthauses erstreckte, sodass das Gemisch eine durchaus aushaltbare Temperatur bewahrte.

    Adhemar trat einen Schritt auf die Türschwelle zurück, lehnte sich lässig in den Rahmen und besah sich erneut, was Aqua (und Neomé) ihm beschert hatten.

    Der Grund für das stehende Gewässer im von drei Seiten von Gebäuden eingeschlossenen Innenhof war nach wie vor leicht auszumachen, auch wenn sie sich in den letzten Tagen redliche Mühe gegeben hatten, ihn zu beseitigen:

    Die vierte Seite, die ursprünglich zu dem mühsam künstlich erhöhten Weinberg hin offen gewesen war, hatte sich infolge der starken Regenfälle mit einem mehr oder minder massiven Wall gefüllt, der durchsetzt war mit den jämmerlichen Resten der Rebensetzlinge, die ihm und den zwei Familien, die mit ihm das Land bewirtschafteten, in den nächsten Jahren Wohlstand und Alkohol hätten bringen sollen. Der gesamte Hang, aufgeweicht von mehr Wasser, als man in dieser Gegend in zehn Jahren hätte erwarten sollen, hatte sich gelöst und hatte die Reben, unzählige Gerüste, sowie die mühevoll errichteten Windwasserpumpen unter sich begraben, deren verbogene Skelette sich wie zum Hohn aus dem Schlamm erhoben, um zu sagen: "Hier hast du dein Wasser!"

    All diese Dinge waren jedoch mit Zeit und Fleiß zu korrigieren. Ungleich schwerer wog ein anderer Verlust. Adhemars Blick wanderte unwillkürlich in die Richtung der beiden Gräber, die ein Stück abseits der Nebengebäude sich frisch erhoben und auf denen noch keine Pflanze Zeit gehabt hatte, Fuß zu fassen.

    Adhemars Magen verkrampfte sich, als seine Augen sich auf das kleinere der beiden richteten, in dem die kleine Llewellyn ruhte. Die Tochter seines Verwalters Laskar war sieben Jahre alt gewesen und ein zartes, wohlerzogenes Geschöpf, das Ebenbild ihrer Mutter und stets darauf bedacht, niemandem zur Last zu fallen. Daher war es auch zunächst niemandem aufgefallen, dass das ruhige Kind, als die Bewohner des Anwesens sich auf die Flucht vor den rutschenden Erdmassen begaben, noch einmal zurückeilte, um seinen liebsten Besitz zu holen, eine flachsblonde Puppe, die ihr der Vater eigens angefertigt hatte, als sie sich im vorletzten Jahr, direkt nach der Ankunft in Takbal, von einem schlimmen Fieber erholt hatte, von dem alle geglaubt hatten, es würde sie das Leben kosten.

    Es war ihr Bruder Larik gewesen, Laskars Erstgeborener und sein ganzer Stolz, der das Fehlen der Schwester bemerkt hatte und ihr folgte, die Rufe der Familie hinter sich zurücklassend, um sie in Sicherheit zu bringen.

    Nun lag er neben ihr in der kalten Erde, begraben mit ihm seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft in diesem fremden Land.

    Den Anblick des Jungen, der seine Schwester eng umschlungen hielt, als sie sie aus den Schlammmassen befreiten, die sie mit sich genommen hatten, würde Adhemar nie vergessen. Die kleine Hand, die die Puppe umfasste, die nun für immer neben dem Mädchen lag, es hatte ihm das Herz gebrochen.

    Die Wunden die hier geschlagen worden waren, an Menschen und Material, würden lange brauchen, um zu heilen, wenn sie es denn jemals taten. Mit grimmigem Blick trat Adhemar über die Türschwelle, um das seinige zu tun, dass dies möglichst schnell geschah.

    *platsch*

    Vita canicula est!

    Edited 8 times, last by Adhemar (December 9, 2018 at 5:07 PM).

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    Die noch schwachen Strahlen der Morgensonne, die sich im Wasser der vielzähligen Pfützen auf dem Hof brachen, hatten es noch nicht vermocht, das Wasser, das nun in Adhemars Stiefel kroch, nennenswert aufzuwärmen. Glücklicherweise befand sich darin bereits vorgewärmtes Wasser vom letzten Mal, als der geplagte Gutsbesitzer in ebjenjene Lache gestiegen war, die sich vor der Tür des Haupthauses erstreckte, sodass das Gemisch eine durchaus aushaltbare Temperatur bewahrte.

    Adhemar trat einen Schritt auf die Türschwelle zurück, lehnte sich lässig in den Rahmen und besah sich erneut, was Aqua (und Neomé) ihm beschert hatten.

    Der Grund für das stehende Gewässer im von drei Seiten von Gebäuden eingeschlossenen Innenhof war nach wie vor leicht auszumachen, auch wenn sie sich in den letzten Tagen redliche Mühe gegeben hatten, ihn zu beseitigen:

    Die vierte Seite, die ursprünglich zu dem mühsam künstlich erhöhten Weinberg hin offen gewesen war, hatte sich infolge der starken Regenfälle mit einem mehr oder minder massiven Wall gefüllt, der durchsetzt war mit den jämmerlichen Resten der Rebensetzlinge, die ihm und den zwei Familien, die mit ihm das Land bewirtschafteten, in den nächsten Jahren Wohlstand und Alkohol hätten bringen sollen. Der gesamte Hang, aufgeweicht von mehr Wasser, als man in dieser Gegend in zehn Jahren hätte erwarten sollen, hatte sich gelöst und hatte die Reben, unzählige Gerüste, sowie die mühevoll errichteten Windwasserpumpen unter sich begraben, deren verbogene Skelette sich wie zum Hohn aus dem Schlamm erhoben, um zu sagen: "Hier hast du dein Wasser!"

    All diese Dinge waren jedoch mit Zeit und Fleiß zu korrigieren. Ungleich schwerer wog ein anderer Verlust. Adhemars Blick wanderte unwillkürlich in die Richtung der beiden Gräber, die ein Stück abseits der Nebengebäude sich frisch erhoben und auf denen noch keine Pflanze Zeit gehabt hatte, Fuß zu fassen.

    Adhemars Magen verkrampfte sich, als seine Augen sich auf das kleinere der beiden richteten, in dem die kleine Llewellyn ruhte. Die Tochter seines Verwalters Laskar war sieben Jahre alt gewesen und ein zartes, wohlerzogenes Geschöpf, das Ebenbild ihrer Mutter und stets darauf bedacht, niemandem zur Last zu fallen. Daher war es auch zunächst niemandem aufgefallen, dass das ruhige Kind, als die Bewohner des Anwesens sich auf die Flucht vor den rutschenden Erdmassen begaben, noch einmal zurückeilte, um seinen liebsten Besitz zu holen, eine flachsblonde Puppe, die ihr der Vater eigens angefertigt hatte, als sie sich im vorletzten Jahr, direkt nach der Ankunft in Takbal, von einem schlimmen Fieber erholt hatte, von dem alle geglaubt hatten, es würde sie das Leben kosten.

    Es war ihr Bruder Larik gewesen, Laskars Erstgeborener und sein ganzer Stolz, der das Fehlen der Schwester bemerkt hatte und ihr folgte, die Rufe der Familie hinter sich zurücklassend, um sie in Sicherheit zu bringen.

    Nun lag er neben ihr in der kalten Erde, begraben mit ihm seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft in diesem fremden Land.

    Den Anblick des Jungen, der seine Schwester eng umschlungen hielt, als sie sie aus den Schlammmassen befreiten, die sie mit sich genommen hatten, würde Adhemar nie vergessen. Die kleine Hand, die die Puppe umfasste, die nun für immer neben dem Mädchen lag, es hatte ihm das Herz gebrochen.

    Die Wunden die hier geschlagen worden waren, an Menschen und Material, würden lange brauchen, um zu heilen, wenn sie es denn jemals taten. Mit grimmigem Blick trat Adhemar über die Türschwelle, um das seinige zu tun, dass dies möglichst schnell geschah.

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